• Weinberg in der Champagne. Foto: 80 GRAD

Champagner Guide-Blog


Tagebuch eines Winzers: März 2020

Der Monat März war auch bei uns in den Weinbergen stark geprägt von der COVID-19-Epidemie, da seit dem 17. März Frankreich unter eine strenge Quarantäne gestellt wurde. Wir Winzer hatten allerdings das Glück, dass wir dank einer Ausnahmeregelung weiterhin unserer Arbeit in den Weinbergen nachgehen durften, was auch sehr sinnvoll war, denn es standen noch einige wichtige Arbeiten an.

Waren Januar und Februar sehr regenreiche Monate, so setzte ab Mitte März trockenes Wetter ein und die Temperaturen begannen langsam anzusteigen. Dadurch erwachten die Weinberge aus ihrer winterlichen Ruhephase, die zudem nicht sehr tief war, da es kaum Frost gab. Das Erwachen der Weinberge erkennt man daran, dass die Knospen immer dicker werden, bis sie schließlich aufgehen und die ersten kleinen Blätter entsprießen. Dies ist eine Phase, in welcher der mange bourgeon (auf deutsch: Rhombenspanner), eine Raupe, welche die jungen Knospen frisst, Schaden anrichten kann. Das Erwachen der Weinberge heißt für uns, dass wir nun schnell mit dem Binden fertig werden müssen, was die Hauptarbeit in diesem Monat in den Weinbergen war. Das Schneiden hatten wir am 13. März abgeschlossen, kurz vor unserem einwöchigem Urlaub, der dieses Jahr allerdings nur 3 Tage dauerte, denn kaum an unserem Urlaubsziel angekommen, mussten wir wegen der einsetzenden Quarantäne schon wieder abreisen.

Das trockene Wetter hat mir auch endlich erlaubt, unseren Weinbergschlepper einzusetzen, damit ich das Häckseln des abgeschnittenen Rebholzes und auch das Ausbringen des Düngers (was ich normalerweise schon im Februar hätte machen sollen) durchführen konnte. Das gehäckselte Rebholz ergibt einen natürlichen Dünger für die Weinberge. Die große Sorge dabei war, dass die Maschinen standhalten und keine Reparaturen anfallen, da die Reparaturwerkstätten zum Teil geschlossen haben und Ersatzteile schwierig zu bekommen sind.

Assemblage

Nachdem wir im Vormonat alle vins clairs verkostet hatten, kümmerte ich mich Anfang März um die Assemblage, das heißt die Vermählung der verschiedenen Grundweine aus dem aktuellen Jahr und den Vorjahren, wobei letztere auch Reserveweine genannt werden. Dies ist eine sehr wichtige und spannende Aufgabe, da sie dem zukünftigen Champagner seine Aromen und Charaktereigenschaften verleiht. Mein Ziel dabei ist es, die harmonischste Vermählung der verschiedenen Grundweine zu finden, welche den Charakter unserer verschiedenen Assemblage am Besten widerspiegelt und gleichzeitig dem Geschmack der Vorjahre ähnlich sein soll, damit sich der Konsument wiederfindet. Ich habe aber absichtlich das Wort „ähnlich“ und nicht „gleichbleibend“ verwendet, da die Natur je nach Verlauf des Jahres unterschiedliche Aromen in unseren Weintrauben entfalten lässt, wie zum Beispiel stärker Zitrusnoten in sonnenarmen Jahren oder Aromen von exotischen Früchten wie Ananas in sehr heißen und sonnenreichen Jahren. Die Verwendung der Reserveweine, was eine typische Eigenschaft der Champagne ist, dient dazu, die Unterschiede in den Jahren etwas auszugleichen, wobei ich persönlich diese in einem gewissen Maße auch zulasse, denn ich finde es sehr interessant die unterschiedlichen Nuancen der Jahre in den verschiedenen Champagnersorten jedes Jahr neu zu entdecken.

Jahrgangschampagner

Diese Nuancen kommen speziell in den Jahrgangschampagnern (Millésime) zum Vorschein, da dort nur die Grundweine aus einer einzigen Weinlese (also keine Reserveweine) verwendet werden und diese somit die Charaktereigenschaften dieses Jahres voll zum Ausdruck bringen. Jahrgangschampagner werden in der Regel in außergewöhnlich guten Jahren hergestellt, zu denen die Weinlese 2019 gehört, weshalb wir für dieses Jahr auch einen Jahrgangschampagner abfüllen werden. Die Jahrgangschampagner haben auch eine Mindestlagerzeit von drei Jahren auf der Hefe vorgeschrieben, was doppelt so lang ist wie für einen klassischen Champagner. Es ist aber nicht selten, dass Produzenten Ihren Champagner noch länger lagern, um Ihnen einen noch harmonischeren und intensiveren Geschmack zu verleihen. Wir zum Beispiel verkaufen aktuell den Millésime aus dem Jahre 2013.

Was den Verkauf betrifft, mussten wir ab Mitte des Monats leider alle Besuche und Verkostungen absagen, da wir wegen der Quarantäne keine Kunden mehr empfangen durften. Ein paar vereinzelte Bestellungen konnten wir per Transporteur versenden, doch war die Nachfrage aufgrund der immer weiter um sich greifenden Epidemie wesentlich geringer als üblich.

Achim Wölfle, Champagne G. Brunot

Champagne G. Brunot - Ausbringen des Düngers. Foto: Champagne G. Brunot

Champagne G. Brunot - Ausbringen des Düngers. Foto: Champagne G. Brunot

Champagne G. Brunot Assemblage. Foto: Champagne G. Brunot

Champagne G. Brunot Assemblage. Foto: Champagne G. Brunot