• Weinberg in der Champagne. Foto: 80 GRAD

Champagner Guide-Blog


Tagebuch eines Winzers: Januar 2020

Das Schneiden

In den Weinbergen besteht im Monat Januar die Hauptarbeit darin, die Rebstöcke zu schneiden. Diese Arbeit zieht sich über mehrere Monate und beginnt schon im November, sobald die Blätter gefallen sind. Da wir im November und Dezember noch viel mit dem Verkauf unseres Champagners beschäftigt sind, kommen wir erst ab Januar regelmäßig zum Schneiden. Insgesamt müssen wir über 35.000 Weinstöcke von Hand zurückschneiden, wobei eine erfahrene Person ca. 400 Weinstöcke pro Tag (je nach Rebschnitt) schneidet.

Die Schnitte

In der Champagne gibt es vier verschiedene Schnitte, den Chablis, Cordon, Vallée de la Marne und Guyot Schnitt, wobei die ersten beiden Schnitte am häufigsten verwendet werden. Je nach Traubensorte und Lage wird der Rebschnitt angepasst. Die Chardonnay Traube wird zum Beispiel sehr häufig im Chablis Schnitt geschnitten. Das Schneiden ist sehr streng reglementiert und gibt genau die Anzahl der Fruchthölzer und Knospen vor. Das Ziel ist eine ausreichende Menge an Trauben, in guter Qualität zu produzieren. Viele Knospen würden viele Trauben erzeugen, die aber eine geringere Menge an Zucker in den Trauben zur Folge hätte, da ein Rebstock über die Photosynthese nur eine begrenzte Menge Zucker produzieren kann, die er dann u.a. an die Trauben verteilt. Außerdem würden zu viele Knospen auch eine zu üppige Laubwandstruktur erzeugen, was wiederum zu einem höheren Risiko von Pilzkrankheiten führt. Deshalb ist der Rebschnitt eine wichtige Aufgabe, die einen großen Einfluss auf die Qualität der Trauben nimmt. Es gibt jedes Jahr stichprobenartige Kontrollen, ob die Winzer den Regeln entsprechend schneiden. Verstöße werden mit Sanktionen geahndet, die bis zu einem Verbot des Erntens des betroffenen Weinberges gehen können.

Der Ratafia

In der Kellerei sind die Hauptarbeiten wie die alkoholische Gärung und der biologische Säureabbau (auch malolaktische Gärung genannt) bereits abgeschlossen. Derzeit ruht der Wein in den Tanks. Ab dem 1. Januar darf in der Champagne der Wein in Flaschen abgefüllt werden, wobei wir dies aber erst im April machen werden, wenn die Temperaturen wieder ansteigen und die Flaschengärung einfacher von Statten geht. Allerdings habe ich die Minusgrade der letzten Tage dazu genutzt, unser Ratafiafass aus unserem Keller nach draußen zu bringen, damit sich der darin befindliche Ratafia auf natürliche Weise abkühlt. Das Ziel ist eine Kaltstabilisierung, damit sich später in der Flasche keine Weinsteinkristalle mehr bilden. Der Ratafia Champenois ist ein Likör aus unserer Region, der durch eine Vermählung von Trester und Traubenmost zum Zeitpunkt der Weinlese hergestellt wird und danach in unserem Fall noch 10 Monate im Eichenfass ausgebaut wird. Er wird bei uns in der Region sehr häufig als Aperitif getrunken, eignet sich aber auch hervorragend zur Herstellung von Cocktails oder zur Verfeinerung von Soßen.

Was den Verkauf von Champagner betrifft, ist der Januar ein relativ ruhiger Monat. Doch empfangen wir seit mehreren Jahren nun schon eine amerikanische Gastronomie und Hotellerie Fachschule, die uns mit zwei bis drei Gruppen im Januar besuchen kommt und denen wir die Herstellung des Champagners vor Ort erklären.

Winzerfest Sankt Vincent

Ein Highlight im Januar ist für uns auch unser Winzerfest, an dem unser Schutzpatron der Heilige Vincent geehrt wird. Dazu gibt es in vielen Dörfern in der Region eine Prozession, in welcher eine Statue des heiligen Vincent, ein Fass mit Wein oder Champagner gefüllt und ein Korb mit Brioches zur Kirche gebracht werden, begleitet von Bewohnern des Dorfes und Winzern in traditionellen Kostümen. Nach der Weihung und Danksagung in der Kirche trifft man sich im Festsaal, um den Champagner und die Brioche zu teilen, gefolgt von einem festlichen Bankett, das oft bis in die späten Abendstunden dauert. Die Teilnahme an dem Fest ist auch für Nicht-Winzer möglich und sicher ein schönes Erlebnis, um die lokalen Traditionen kennenzulernen. Es findet in manchen Dörfern direkt am Sankt Vincent Tag, dem 22. Januar statt oder, wie bei uns im Dorf, am naheliegenden Samstag (um am nächsten Tag noch etwas Zeit zu haben, um sich zu erholen ;-)

Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meinem ersten Eintrag schon einige interessante Informationen geben und Sie neugierig machen auf die nächsten Monate.

>> Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage von Champagne G. Brunot!

Champagne G. Brunot Winzerfest Sankt Vincent in Dizy. Foto: Champagne G. Brunot